Kraftwerke-Tour im Dunkeln

Den Kraftwerken Neurath und Niederaußem wollte ich nach meiner Tour kürzlich (siehe hier) noch mal einen Besuch im Dunkeln abstatten. Der Faszination eines solch dampfenden Molochs kann man sich nur schwer entziehen. Und im Dunkeln ist das noch etwas eindrucksvoller. Oder besser: auf eine andere Art eindrucksvoll.

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So habe ich mich trotz der momentan herrschenden arktischen Kälte (in semi- bis unseriösen Medien wird sie „Russenpeitsche“ genannt) aufgemacht. Bzw. nicht trotz, sondern eigentlich auch wegen des Wetters, denn es gab strahlenden Sonnenschein und blauen, fast wolkenlosen Himmel (die Kraftwerkswolken zählen nicht!), die Luft war klar und die Sicht dementsprechend gut, und bei so einer Kälte springt meist ein schöner Sonnenuntergang und leuchtendes Abendrot heraus. Außerdem war – wie ich erst vor Ort realisiert habe – fast Vollmond.

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Da es mir bei der Tour nicht nur auf das Radfahren, sondern auch auf schöne Fotomotive ankam, hatte ich die Runde möglichst sorgfältig geplant: Per Zug nach Rommerskirchen, Ankunft 17.45 Uhr, dann ein paar KM zum Kraftwerk Neurath radeln, Sonnenuntergang 18.15 Uhr und bis zum Ende der „bürgerlichen Dämmerung“ um 18.45 Uhr auf Abendrot setzen.

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Und so bin ich nach einem wirklich schönen Sonnenuntergang in der zunehmenden Dunkelheit um die beiden Blöcke des Kraftwerks gestrampelt. Es scheint ein beliebtes Motiv zu sein – zwei Fotografen waren trotz Kälte vor Ort, mit deutlich besserem Material (wie mir als Laie vorkam), dafür aber an festen Standorten. Letzteres hat sicher Vorteile, denn wenn man hin und her wuselt, kriegt man zwar viel zu sehen, aber vermutlich nicht das bestmögliche Motiv geknipst. So ein Sonnenuntergang ist ja in nullkommanix vorbei, da muss man als ambitionierter Fotograf pünktlich zur Stelle sein. Soooooo wichtig sind mir die Fotos dann nun auch wieder nicht…

Die Blöcke F und G (in Betrieb genommen im Jahr 2012) im Mondschein.

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Die Blöcke A bis E (Inbetriebnahme 1972 bis 1976).

Recht schnell wurde es finster. Rechts auf Bild zwei sind die Gewächshäuser zu sehen, in denen mit der Abwärme des Kraftwerks Tomaten gezüchtet werden. Nun ging es zum etwa 8 Kilometer entfernten Kraftwerk Niederaußem.

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Da ist es, nicht zu übersehen am Horizont, rechts leuchtet der Kohleveredelungsbetrieb Fortuna-Nord. Und dazwischen, im Schatten des Kraftwerks, liegt das Örtchen Auenheim.

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Dieses Foto habe ich in Auenheim gemacht. Es war mittlerweile sehr, sehr kalt. Ich war aber gut eingemummelt, so dass ich nicht gefroren habe. Trotzdem müssen meine Finger gezittert haben, so dass die Fotos leider unscharf geworden sind. Nach diesem Bild gab dann die Kamera ihren Geist auf: Wegen der Kälte hat der Akku schlapp gemacht. Da half nur eins: Kamera in die Hose und brüten!

Das half wirklich: Beim Kühlturm des Kohleveredelungsbetriebs zeigte das Display wieder zwei Balken. Gerade zurecht, um die mächtigen Eiszapfen zu fotografieren.

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Nun bin ich Richtung Heimat bzw. Richtung Bahnhof Rommerskirchen eingeschwenkt. Der finale Blick auf das Kraftwerk aus der anderen Richtung ist – wie man sieht – auch verzittert. Aber das macht nichts, denn es war eine coole Tour, im wahrsten Sinne des Wortes! Ich war knapp 30 Kilometer unterwegs, und irgendwann in einer ganz lauen Sommernacht werde ich diese Runde noch mal drehen.

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